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Die Kraft des Gebetes in der Nacht Aktualisiert am: 15.04.2021

Die Hälfte der Bauleute bei der Gebetsmauer «arbeitet» nachts. Die Bibel, besonders in den Psalmen, spricht von ganz unterschiedlichen Gefühlen beim Gebet mitten in der Nacht. Ein Zeugnis von einem der «nächtlichen Fürbitter».

Schichtarbeit ist uns ein Begriff. Menschen, die in der Nacht arbeiten, stellen normalerweise ihren Tag-Nacht-Rhythmus auf den Kopf, zumindest für eine gewisse Zeit. Die «nächtlichen Fürbitter», die ich kenne, nehmen sich hingegen nicht speziell Zeit, um sich tags darauf zu erholen und neue Kraft zu tanken. Im Gegenteil, es sind häufig sehr aktive Menschen, die sich nicht lange hinsetzen und ausruhen. So auch Heinz Baumann, Landwirt im Emmental: «Ich bin tagsüber zu sehr beschäftigt. Da bleibt mir nur die Nacht zum Beten. Schlafen? Dafür werden wir alle Zeit im Himmel haben!», meint der 63-jährige Grossvater mit einem Augenzwinkern.

Die Liste seiner Aufgaben ist eindrücklich: der Landwirtschaftsbetrieb, klar - einschliesslich all der praktischen und handwerklichen Aufgaben, von denen er sagt, dass sie ihm von Natur aus ring von der Hand gehen. Gemäss einem göttlichen Auftrag hat er ein Projekt mit einer Müllerei ins Leben gerufen, um Getreide zu verarbeiten, trocknen und lagern. Und auch im christlichen Umfeld war er schon fast immer sehr aktiv, mit Jugendlichen, in der Musik, mit Lehre, in der Leiterschaft. «Meine Projekte und was mich bewegt, all das übergebe ich stets dem Herrn. Ich habe ihm alles gegeben. Ich habe kein anderes Hobby als ihm zu dienen», fasst er nüchtern zusammen.

Das nächtliche Gebet ist besonders

Das nächtliche Gebet hat Heinz Baumann nicht erst durch die Gebetsmauer entdeckt. Er berichtet, wie er vor ein paar Jahrzehnten mit Menschen aus seinem Umfeld in einer Gebetskette namens «Frisches Wasser» mithelfen durfte. Der Landwirt hat sich oft auf einen kleinen Hügel auf seinem Land begeben, den sein Grossvater «Sinai» getauft hatte. «Dort habe ich Stunden um Stunden im Gebet verbracht. Von zwei oder drei Uhr in der Früh bis zur Dämmerung», erklärt er.

Heinz Baumann hat immer allein gebetet in der Nacht. Das Zeitgefühl ist nachts ganz anders als tagsüber. Man nimmt nicht wahr, wie die Zeit vergeht, und ist darum viel weniger gestresst. Es gibt keine äusseren Ablenkungen, keine Telefonate, keine Kurznachrichten. Man ist voll verfügbar. Was für ihn das nächtliche Gebet im Gegensatz zum Gebet tagsüber auch kennzeichnet, ist ein Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit vor Gott: «Da gibt es niemanden, den man beeindrucken könnte. Kein menschliches Wesen hört unsere Gebete oder kann uns ermutigen. Diese Isolation fördert die innere Reinigung und Heiligung. Der Herr wirft sein Licht auf alles, was ihm nicht gefällt. Und wie sehr spricht er da zu mir!»

Durchbrüche in der Morgendämmerung

Nicht zuletzt macht das nächtliche Gebet aufmerksamer gegenüber der Natur, erst recht für einen "einfachen Bauern", wie sich Heinz Baumann selbst bezeichnet. Er erlebt oft, dass nach zwei, drei Stunden im Gebet die Morgendämmerung mit einem geistlichen Durchbruch zusammenfällt.

Und was inspiriert ihn für seine Fürbitte? «Der Herr selbst inspiriert mich. Manchmal geht es um Gebet für Menschen, manchmal für die Regierung, für die Schweiz, manchmal für Israel», verrät er uns.

Vielbeschäftigt und nicht mehr ganz jung, verbringt Heinz Baumann ein-, ab und zu zweimal pro Woche Zeit im nächtlichen Gebet. «Der Herr hat mir die Kraft gegeben.» Punkt. Und wenn er seine Erfahrungen mit einem einzigen Wort zusammenfassen müsste? «Gewaltig!»

Joël Reymond

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